Produktbeschreibung
Der Band 'Kritische Arbeitssoziologie' stellt die theoretischen Zusammenhänge und internationalen Verknüpfungen wieder her. Er stellt die wichtigsten Begriffe in ihren soziologischen/historischen Rahmen, ohne dabei die außeruniversitären Bewegungen zu vergessen. In Europa ist die Arbeitssoziologie als eigenständige Wissenschaft und Theorie in der Zeit der Befreiung von Naziherrschaft und Faschismus entstanden, zu einem Zeitpunkt als die Kritik der kapitalistischen Gesellschaftsstrukturen bis weit in die gesellschaftliche Mitte hereinreichte. So entsteht eine Strömung, die Fragen der Arbeiterbewegung in die Universitäten hereinträgt. Die technische Automatisierung, die Entfremdungserscheinungen im Produktionsprozess, die Kritik an Fachidiotentum, betrieblicher und staatlicher Bevormundung und die Perspektive der Freizeit werden so von Pierre Naville und Georges Friedmann in offizielle Forschungsprogramme umgemünzt. Nach dem Pariser Mai 68 erhält diese Strömung in ganz Europa neuen Auftrieb und Impulse, mit der Kritik an bürokratischen Massenorganisationen, an der Konsumgesellschaft und an patriarchalischen Strukturen im Betrieb sowie innerhalb der Arbeiterklasse, die sich ihrerseits rasch verändert. Die theoretische Auseinandersetzung mit dem Parteimarxismus verbindet sich hier mit libertären Einflüssen in der Infragestellung der Arbeitsnormen. Nun treten die Analyse informeller Widerstandsformen in den Vordergrund, im Zeichen wilder Streiks, sozialer Bewegungen außerhalb der Industriebetriebe, vermittelt mit Bildungsfragen (Schulen, Universitäten, Berufsausbildung, Gewerkschaftsbildung) und ökologischen Themen. Nach der neoliberalen Hegemonie der 80er, die Kritik an der Lohnarbeit prinzipiell verdrängt hat, bricht mit der französischen Streikwelle von 1995 eine neue Forschungsgeneration auf, die sich u.a. mit Prekarität, Flexibilisierung, workfare und Globalisierung auseinandersetzt und dabei an Autoren wie André Gorz, Pierre Bourdieu, Toni Negri und Luc Boltanski abarbeitet.