Produktbeschreibung
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Cassirer in einem dreifachen Sinne als Philosoph der Moderne zu interpretieren: Sein Philosophieren speist sich aus Modernitätserfahrungen, er praktiziert genuin moderne Reflexionsformen und seiner Philosophie lassen sich Bausteine einer impliziten Theorie der Moderne entnehmen. Dabei wird vor allem die These stark gemacht, dass Cassirers Philosophieren in methodischer Hinsicht als legitimierende Genealogie anzusehen ist, in Form einer kulturellen Deduktion schreibt er Explikationsvorschläge in eine Selbstverständigungsdebatte ein und bringt einen reduziert transzendentalen Geltungsanspruch vor. Dieses Verständnis einer Philosophie (in) der Moderne zieht die Konsequenz aus dem allgemeinen Kulturverständnis, wonach diese qua symbolischer Formung die Praxis ist, die menschliche Welt(en) konstituiert. Die Moderne ist für Cassirer dann – affirmativ, aber nicht unkritisch – eine ebenso traditionsbewusste wie innovationsbereite, flexible und dynamische kulturelle Konstellation: die Betonung von individuellen Möglichkeiten und schöpferischer Phantasie sowie von systematisch-kritischem Denken – Anteile aus Renaissance und Aufklärung – verbinden sich mit dem Reflexionspotenzial einer dialogisch operierenden, die eigene Kontingenz wie Gefährdung ernst nehmenden kulturellen Praxis.