Produktbeschreibung
Die Redefreiheit ist ein ambivalentes Gut: In der offenen Rede machen wir von dem Freiheitsrecht Gebrauch, unsere Überzeugungen, persönliches Wissen oder religiöse Glaubenssätze offen auszusprechen. Zugleich kann der explizite Gebrauch der Redefreiheit aber auch Instrument rhetorischer Manipulation sein, durch die dieses Freiheitsrecht selbst in Frage gestellt wird. Der Begriff der Parrhesie trägt diese Spannung in sich aus: Als ein Grundbegriff der attischen Demokratie bezeichnete parrhesia das Recht, die eigenen Überzeugungen in der politischen Versammlung offen auszusprechen. Als Modus der Offenheit oder des ›Wahrsprechens‹ ist Parrhesie aber zugleich eine rhetorische Figur, die als solche die Frage nach ihrer eigenen Wahrhaftigkeit aufwirft. Dennoch scheint gerade die Rhetorik erst die Möglichkeitsbedingungen für den parrhesiastischen Moment herzustellen, in dem Überzeugung, Glauben, Wahrheit erst zur Sprache kommen können. Dieser Vermutung folgend, gehen die in diesem Band versammelten Studien dem historischen Index der Parrhesie in Literatur, Theologie, Politik und Ästhetik nach: Sie untersuchen die rhetorischen und ideengeschichtlichen Konstellationen der Parrhesie in der formativen Periode vom 16. bis zum 18. Jahrhundert und fügen sich so zu einer Darstellung der Genesis moderner Redefreiheit aus der Rhetorik.