Produktbeschreibung
Mehr als die Hälfte der 90 Fachpublikationen des Bonner Lehrstuhlinhabers für Mittellateinische Philologie aus den Jahren 1960-1995 sind der lateinischen Dichtung des früheren Mittelalters (7.-10.Jh.) gewidmet. Eine Auswahl von 17 dieser Arbeiten, die z.T. häufig zitiert, aber an ihrem ursprünglichen (z.T. entlegenen) Publikationsort vergriffen sind, wird im vorliegenden Sammelband zusammen mit 40 Seiten aktualisierender Nachträge vorgelegt; dazu kommt ein eigens hierzu verfaßter, bisher unveröffentlichter Originalbeitrag. Es handelt sich um folgende Aufsätze:1.Die karolingischen Figurengedichte des Cod. Bern. 212;2. Frühmittelalterliche lateinische Dichtung in einer ehemals St. Galler Handschrift;3. Geraldus und St. Gallen. Zum Widmungsgedicht des 'Waltharius';4. Lateinische Tierdichtung in frühkarolingischer Zeit;5. Vortrags- und Zirkulardichtung am Hof Karls des Großen;6.Der junge `Rabe`am Hof Karls des Großen (Theodulf.carm.27);7. Das Aachener Epos für Karl den Kaiser; 8. Interpretationsprobleme im Aachener Karlsepos;9. Bemerkungen zur Inschriften-Sylloge von Urbana;10. Die Paulus-Sequenz Ekkeharts I. von St. Gallen;11. Die Siebensilberstrophen 'de mundi transitu' - eine Dichtung Columbans? 12. Der alkäische Hendekasyllabus im frühen Mittelalter; 13. Vergil und die Wiederentdeckung des Epos im frühen Mittelalter;14. Das mittelalterliche Epos im Gattungssystem; 15. Der Dichter des 'Carmen de conversione Saxonum';16. Pippins Heimkehr von Avarensieg (Angilbert, carm.1);17. Frühkarolingische Corippus-Rezeption;18. Ein Oster-Canticum des Paulinus von Aquileia für Karl den Großen. Erstedition und Kommentar.Generelle Zielsetzung der hier vereinigten Arbeiten ist die literarhistorische Erschließung poetischer Texte in Editionen der Monumenta Germaniae Historica, insbesondere Ernst Dümmlers und Karl Streckers, die ergänzt werden konnten durch handschriftliche Neufunde (Nr.2;9;10;18). Die kritische Revision einiger Texteditionen führt zu neuen Aufschlüssen über politische und poetische Intentionen karolingischer Dichter (Nr. 1;4;5;6;8;16) und ermöglicht darüber hinaus, in Kombination mit Untersuchungen zur poetischen Sprache und ihren Traditionsabhängigkeiten, die Absicherung von Datierungen und Verfasserattributionen (Nr. 3;7;11;12;15;17;18).Insbesondere ist das Corpus der Gedichte des Paulinus von Aquileia um zwei bedeutende Texte vermehrt worden: durch den in Nr. 15 geführten Nachweis, daß er das als zeitgeschichtliches Dokument einzigartige 'Carmen des conversione Saxonum' 777 verfaßt hat, sowie durch den Neufund eines politischen Canticums, das der Osterfeier Karls des Großen 776 in Treviso zuzuordnen ist (Nr. 18).Der poetischen Formengeschichte des lateinischen Mittelalters gelten die Untersuchungen Nr. 1 (zur sog. visuellen Dichtung), Nr. 10 (zur Sequenz), Nr. 11 (zur hibernolateinischen Dichtung), Nr. 12 (zur Vers- und Strophengeschichte).Ausgehend von einer Untersuchung, die den unzutreffend als 'Karolus Magnus et Leo Papa' (oder 'Paderborner Epos') bezeichneten Text aus einer ehemals St. Galler Handschrift als das III. Buch eines in Aachen nach 800 verfaßten Karlsepos erweist (Nr. 8;9), ergeben sich auch gattungstheoretische Überlegungen zum Formprinzip des Epos und seiner Verwirklichungen im lateinischen Mittelalter (Nr. 13;14;17). Gattungsgeschichtliche Probleme werden auch in Nr. 4 (Gattungen der Tierdichtung), Nr. 5 (Zirkulargedichte), Nr. 11 (geistliche Gemeinschaftsdichtung), Nr. 15 (deklamatorische Dichtung) behandelt.Der gesamte Inhalt des Buches wird erschlossen durch vier Register: historische Namen und Begriffe; zitierte Handschriften; Initien der zitierten Dichtungen; zitierte Verfasser wissenschaftlicher Literatur.