Produktbeschreibung
»Was gemacht wird, der Gegenstand, erklärt sich durch das, was in jedem Moment der Geschichte das Machen war. Fälschlicherweise stellen wir uns vor, daß das Machen, die Praktik, sich vom Gemachten aus erklärt«, schrieb der französische Historiker Paul Veyne vor 30 Jahren. Die Naturwissenschaftsgeschichte der letzten Jahrzehnte hat diesem Diktum sicherlich Rechnung getragen. Wissenschaftliches Wissen wird in der Regel nicht mehr vom »Gemachten«, vom Resultat aus betrachtet, sondern als Ergebnis eines historisch kontingenten Produktionsprozesses. Doch während von den Objekten der Naturwissenschaften nicht mehr ohne weiteres gesagt werden kann, dass sie unabhängig von uns in der Natur existieren, scheint die Vorstellung, dass auch der Mensch kein überzeitlich gegebenes Wissensobjekt ist, weit weniger selbstverständlich zu sein. Anknüpfend an die Arbeiten von Michel Foucault und Wolf Lepenies erkundet dieser Band verschiedene Aspekte der Humanwissenschaften im 20. Jahrhundert. Es geht dabei vor allem um die Entstehung neuer Praktiken, die darauf abzielten, Erscheinungen des menschlichen Lebens sichtbar und kontrollierbar zu machen: Fortpflanzung und Vererbung, Charakter und Körperlichkeit, Gefährdung durch Strahlen und Infektionen. Diese Praktiken haben nicht nur den Bereich der Wissenschaften vom Menschen entscheidend erweitert. Sie haben auch unsere Auffassung dessen, was der Mensch ist, auf grundlegende Weise verändert und damit den Gegenstand den Humanwissenschaften selbst.