Produktbeschreibung
1899 in Breslau geboren, nahm Max Simon ab 1917 als Sanitäter am Ersten Weltkrieg und danach an Grenzschutzeinsätzen in Schlesien teil. Er trat in die Reichswehr über und schied nach zwölfjähriger Dienstzeit als Wachtmeister in einem Reiterregiment aus. Seit 1932 Mitglied der NSDAP, trat er 1933 der SS bei und machte in den KZ-Wachmannschaften eine erstaunliche Karriere. In den Mörderschulen Sachsenburg und Dachau hatte er wesentlichen Anteil an der Kriminalisierung, Brutalisierung und Militarisierung der jungen SS-Männer. Seine Karriere setzte er trotz des Fehlens jeder mehr als nur handwerklichen militärischen Qualifikation in der Waffen-SS fort, kam in Frankreich, der Sowjetunion, Norditalien und Süddeutschland zum Einsatz und brachte es bis Kriegsende zum Kommandierenden General eines SS-Armeekorps. Nach dem Krieg wurde er wegen Massenmorden seiner Division an der Zivilbevölkerung in Norditalien zum Tod verurteilt, mehrfach begnadigt und 1954 aus politischen Gründen aus britischer Haft entlassen. Ein sowjetisches Verfahren gegen ihn fand trotz schwerer Vorwürfe nicht statt. Zwischen 1955 und 1960 sprachen ihn drei bayerische Schwurgerichte vom Vorwurf des Mordes an den drei „Männern von Brettheim' frei. Die deutsche Öffentlichkeit begleitete die skandalösen Verfahren kritisch. Einem vierten Prozess kam Simons überraschender Tod 1961 zuvor. Die in fast allen Lebensgeschichten Simons unübersehbar enge Verbindung von exzessiver, oft krimineller Gewalt mit gleichzeitigem Statusgewinn legt eine Orientierung an der neueren Täterforschung nahe. Simons enge Kooperation mit der Wehrmacht und das spätere Eintreten ranghoher Offiziere für ihn ermöglichen zudem einen Blick auf das gar nicht so schlechte Verhältnis zwischen Wehrmacht und Waffen-SS. Der Umgang der Justiz mit ihm zeigt die vergangenheitspolitische Milde der jungen Bundesrepublik. Max Simons schärfster Gegner wurde die deutsche Öffentlichkeit, die den Mord an ihren Brettheimer Landsleuten geahndet sehen, aber von seiner Rolle im KZ-System und während des Krieges nichts wissen wollte. Trotzdem brachte der Streit um Simons deutsche Opfer die Diskussion um die „unbewältigte Vergangenheit' wesentlich voran.