Produktbeschreibung
Die Diskusssion über das Ende der Geschichte in einer vorwiegend westlich dominierten Welt hat mit der Gegenthese vom Kampf der Kulturen eine provokante Wendung genommen. Wie die Zentren der Geschichte keineswegs mehr auf Europa beschränkt, sondern global verteilt sind, so hat sich auch die Einheit der Geschichte spätestens seit der Postmoderne in eine Vielfalt von Geschichten aufgelöst. Der vorliegende Band untersucht die Geschichte als Imaginationsraum, der einerseits bevorzugt für die Konstruktion nationaler Identitäten genutzt wurde, in den aber andererseits auch verschiedene Gestalten und Dimensionen der Internationalität eingeschrieben waren, die offen oder verdeckt, konkurrierend oder subversiv verhandelt wurden. Diese Arbeit an der Geschichte wurde gerade auch seitens der Literatur geleistet, die auf diese Weise nicht nur als Indikator, sondern auch als mitgestaltender Faktor der Identitätsbildung in den Vordergrund rückt. Die Beiträge umfassen ein Spektrum literarischer Fallstudien vom Nationalismus um 1800 über kulturelle Mehrfachzugehörigkeiten des 19. Jahrhunderts bis hin zu aktuellen Debatten wie etwa den Afrozentrismus und den innerdeutschen Dialog. Dabei gilt neben den westeuropäischen Literaturen ein besonderes Augenmerk den Grenzliteraturen im slavisch-habsburgischen Raum sowie den außereuropäischen Wechselspiegelungen in Japan und China, Neuseeland und Ägypten.