Produktbeschreibung
»The mind is flat« behauptete kürzlich der Psychologe Nick Chater. Im Widerspruch dazu hat dieses Buch sich zur Aufgabe gestellt, die von der Tiefenpsychologie (Freud, Jung) postulierte »Tiefe«, d.h. die Vorstellung von einem Unbewusst-Seelischen zu »retten«, die auch einer zeitgeistkonform angepassten Freud’schen Psychoanalyse gegenwärtig zu zerrinnen scheint. Robuster überdauert hat das Unbewusste bei Carl Gustav Jung. Insofern mag der Versuch angemessen erscheinen, mit dem kritisch eindringenden Verständnis in Jungs Gedankenwelt zugleich die von Freud zurückzugewinnen. Allerdings ergeben sich bei Jung Rezeptionsschwierigkeiten anderer Art: sein posthum erschienenes 'Rotes Buch' (2009) wird bis heute eher wie eine Art Prophetenwort rezipiert. Als antimodernistischer Irrweg erweist sich seine theoretische Orientierung an der mittelalterlichen Alchemie. Das »Streitgespräch« mit Jung kreist unter anderem um diese Fragen: Ist die Sprache der Archetypen notwendigerweise »schwülstig«, wie Jung meinte? Ist das tiefste leibnahe Unbewusste überhaupt mit »Sprache« erreichbar? Kann die »Ganzheit« des Menschen ein Entwicklungsziel sein – oder war sie eher ein Wunschtraum des frühen zwanzigsten Jahrhunderts? Die Kritik soll indessen nicht überdecken, dass Jung noch »etwas zu sagen hat«, das sich freilich eher indirekt erschließt: als eine psychische Bewegung (metaphorisch gesprochen: eine Art »Feuerspur«), die er in die Menschen hineingeworfen hat – ablesbar an prominenten Rezipienten wie den Dichtern Hermann Hesse und Samuel Beckett und den (übrigens freudianischen) Psychoanalytikern Donald W. Winnicott und vermutlich auch Wilfred Bion.