Produktbeschreibung
Jehuda Amichai wurde am 3. Mai 1924 als Ludwig Jehuda Pfeuffer in Würzburg in eine jüdisch-orthodoxe Gemeinde hineingeboren, wanderte im Alter von zwölf Jahren mit seiner Großfamilie nach Mandatspalästina aus und wurde schließlich in den 1960er Jahren zu dem führenden und meistübersetzten Dichter Israels. Da sich im Werk Amichais in vielfältiger Weise die Würzburger Kindheit spiegelt, wurde ihm 1981 der Kulturpreis der Stadt Würzburg verliehen, woraufhin der Dichter wieder engen Kontakt mit seiner Geburtsstadt hielt. Im September 2000 ist der große Autor, der von einigen sogar als Israels Nationaldichter bezeichnet wurde, in Jerusalem gestorben. Hans D. Amadé Esperer, der in Würzburg lebt und selbst preisgekrönter Lyriker ist, hat sich seit vielen Jahren intensiv mit dem lyrischen und erzählerischen Werk von Jehuda Amichai beschäftigt, viele Gedichten von ihm aus dem Hebräischen ins Deutsche übersetzt und in zahlreichen Anthologien und Zeitschriftenartikeln veröffentlicht. Zu Ehren von Amichai rief Esperer 2019 die jährlich unter der Schirmherrschaft der Stadt Würzburg stattfindende Amichai-Lesungen ins Leben und regte in vielen Gesprächen mit dem Oberbürgermeister und dem Kulturreferat der Stadt an; einen Würzburger Amichai-Preis zu schaffen. Dieser wurde dann auch tatsächlich erstmals 2024 vergeben. Nun legt Amadé Esperer zum 101. Geburtstag von Amichai die erste umfassende Amichai-Biografie in deutscher Sprache überhaupt vor. In diesem profund recherchierten Werk führt er die kongenial übersetzten Gedichte sowie wichtige Passagen aus Amichais Würzburg-Roman und Originaltöne von Amichai-Interviews mit der autobiografischen Chronologie und dem zeitgeschichtlich relevanten, gut bebilderten, Kontext zusammen. Dabei erstrahlt nicht nur die dichterische Persönlichkeit Amichais, sondern es wird auch die menschliche Seite von Amichai als Familienvater, Weltreisender, Freund und politisch engagierter Mensch sichtbar. Dieser Amichai-Biografie gelingt das Kunststück, das Werk und das Leben Amichais vor dem zeitgeschichtlichen Würzburger Hintergrund der Weimarer Republik und der neueren israelischen Geschichte verständlich zu machen. In einem eigenen, durchaus kurzweilig erzählten Kapitel zeigt Esperer auch die Hauptthemen, die Einflüsse anderer Dichter und Amichai-typische Merkmale der frühen, mittleren und späten Schaffensphase am Beispiel einschlägiger Gedichte auf. Dabei wird sichtbar, wie sehr sich Amichais Lyrik von der seiner hebräisch schreibenden Kollegen unterscheidet und wie stark er die Sprache des modernen hebräischen Gedichts verändert hat. Nach der Lektüre versteht man auch, warum es Amichai wie keinem israelischen Autor vor ihm gelungen ist, den Anschluss an die Weltliteratur zu finden und ein internationales Publikum zu begeistern. Dass die vorliegende Amichai-Biografie auch das Flair von Würzburg so gut eingefangen hat, liegt nicht zuletzt an dem ausgezeichneten Bild-Material, das Stadtrat Willi Dürrnagel dem Autor großzügig zur Verfügung gestellt hat. Auch viele Aspekte von Willi Dürrnagels Freundschaft mit Amichai sind ebenfalls in das Buch eingeflossen, und die vielfältigen Verdienste von Dürrnagel um Amichai finden in vorliegendem Buch ebenfalls eine angemessene Würdigung. Auf den Punkt gebracht lässt sich sagen, diese lebendig geschriebene Amichai-Biografie ist nicht nur für den Literaturfreund und Amichai-Fan, sondern auch für den an fränkischer, deutscher und israelischer Zeitgeschichte Interessierten eine wahre Fundgrube.