Produktbeschreibung
Es besteht wohl kein Zweifel darüber, daß sich die Naturwissenschaf ten mit ihren Theorieansätzen und experimentellen Methoden in ihrer Rückwirkung auf Natur und Gesellschaft als folgenschwerste erwiesen haben. Folgerichtig erfordert ihr Vorgehen eine beständige Überprü fung dessen, was mit den Subjekten und der Natur geschieht, wenn sie Physik betreiben. Was wäre ein besserer Ort als in den jeweiligen Dis ziplinen damit zu beginnen. Die gegenwärtige Hochschulausbildung läßt aber erkennen, daß die Physik sich selbst gegenüber unbewußt bleibt. Insbesondere entgleiten die physikalischen Theorien -Reprä sentanten des derzeit konstitutiven Naturverhältnisses -und deren Me thoden dieser notwendigen Kritik. Anstelle dessen wird effizient in phy sikalische Denkstile eingeübt. Die mit Hilfe einer vergleichenden Erkenntnistheorie rekonstruierten Denk-und Arbeitsstile der Elektrizitätsforschung des 18. Jahrhunderts bilden das gedankliche Fundament, aus dem unsere Wissenschaft von der Elektrizität hervorgegangen ist. Der Nachvollzug dieser Entstehung und Entwicklung naturwissenschaftlicher Theorien der Elektrizität zeigt aber auch die Janusköpfigkeit wissenschaftlichen Fortschritts: Die im Rücken der Disziplingeschichte aufgefundenen Ansichten zur Elek trizität -die Geschichte der 'Verlierer' -belegen, daß die Herausbil dung der physikalischen Disziplin Elektrizitätslehre zugleich den Ver lust an historischem Naturwissen bedeutete. Mit der hier versuchten systematischen Rückbindung gegenwärtigen physikalischen Denkens auf diese zumeist unbekannte Entstehungsge schichte sollen daher Voraussetzungen geschaffen werden, Grundlagen der Elektrodynamik aus der historisch-kritischen Auseinandersetzung mit der Entwicklung dieser Disziplin zu begreifen, d.h. Physik aus ihrer Geschichte zu verstehen. Damit wird es ermöglicht, die Fachsystematik und die individuellen und gesellschaftlichen Auswirkungen dieser anzu eignenden Form der Naturbeherrschung zum Gegenstand der Physi kausbildung werden zu lassen.