Produktbeschreibung
Das Sujet und die Erstling-Aura dieses Romans, den der damals junge Arzt Hermann Friedl in den späten 1940er Jahren, wie aus einem Guss geraten, niederschrieb, ist besonderer zeitgeschichtlicher wie literarischer Aufmerksamkeit wert. Sein Titel, »Die Schleuse«, bezeichnet markant als Mittelpunkt des Geschehens ein von einer evangelischen Wohlfahrtsorganisation mit Hauptsitz in den U.S.A. geleitetes Auswanderungsbüro, das im Herzen von Linz die Ausländer- und Flüchtlingsströme in der frühesten Nachkriegszeit sammelte, bündelte, protokollierte und unter der Kontrolle der amerikanischen Besatzungsmacht in die unterschiedlichsten Emigrationsländer lenkte. Der junge Autor Hermann Friedl entdeckte als kühler und in gleichem Maße mitfühlender Beobachter eine über viele Schicksale entscheidende Menschenschleuse, die auch die Möglichkeit des Scheiterns von Einzelpersonen, Paaren und Gruppen mit einbezog. »Ohne auf die Uhr zu sehen wusste sie, dass die nächste Viertelstunde noch ihr gehörte, weil niemand es eilig haben würde, ins Büro zu kommen. An den Wänden, in den staubigen Schränken, war die Zeit gehäufelt, in Papieren, aneinandergereiht, zu Schicksalen verdichtet, aber dazwischen waren die Jahre des Wartens, der Verzweiflung und der Vergeblichkeit und der Angst. Die Schicksale waren nummeriert, abgehakt mit roten, grünen und blauen Strichen und das hieß: ausgewandert am soundsovielten, nach New York, Toronto, Ohio, New Jersey und so fort.«