Produktbeschreibung
Mikrogeschichte sucht nicht das Kleine, sondern das Große im Kleinen. Sie beforscht Gegenstände, die auch in anderen Sparten der Geschichtswissenschaft im Mittelpunkt stehen: Naturbeziehungen, Wirtschaftsverflechtungen, Herrschaftsformationen, Familienverhältnisse, Identitätsstiftungen und so fort. Die Mikrogeschichte zeichnet sich nicht durch das Was, sondern das Wie der Forschung – einen „mikrohistorischen Blick“ – aus: Aus der Nahsicht sucht sie an kleinen Orten und einzelnen Personen überlokale und -individuelle Phänomene „dicht“ zu beschreiben, zu verstehen und zu erklären. Ein Dritteljahrhundert nach Carlo Ginzburgs Pionierstudie „Der Käse und die Würmer“ hat die microstoria ihre Kinder- und Flegeljahre hinter sich gebracht und ist erwachsen geworden; mit ihr hat sich auch das historiographische Umfeld gewandelt: Die Wirtschaftsgeschichte orientiert sich an makroökonomischen Modellen; die Kulturgeschichte stellt die Kategorie der „Erfahrung“ in Frage; die Welt- und Globalgeschichte lässt den historiographischen Blick in die Ferne schweifen. Wie und zu welchem Ende studiert man heutzutage Mikrogeschichte? Antworten auf diese Frage bietet der vorliegende Band, in dem Historiker/-innen unterschiedlicher Fachbereiche die Potenziale der Mikrogeschichte in Theorie und Praxis ausloten.