Produktbeschreibung
Robert Musils Aktualität als Autor und Denker zeigt sich in weitgespannten Amplituden. In Zeiten der Krise und wissenschaftlicher Skepsis wird sein „Mann ohne Eigenschaften“ zum Menetekel, zum Menschheitspanorama, in dem alle existentiellen, sittlichen und philosophischen Fragen in faszinierenden Figuren, Analogien und Metaphern beantwortet werden. „Ich bin ein Kritiker des Bürgertums, ohne mich für dessen Gegenteil entscheiden zu können“, so der Autor, über den Broch einst abschätzig meinte, er sei „ein Die Botschaft des neuen Musil-Buches besteht vor allem darin, darzulegen, dass Musils Jahrhundertroman „Der Mann ohne Eigenschaften“ kein Fragment ist, sondern vom Autor unter dem Druck der politischen und sozialen Verhältnisse zu einem früher als geplanten Ende gebracht wurde. Das Kapitel Nr. 52 des II. Bandes mit dem Titel „Atemzüge eines Sommertags“ ist von einigen Musil-Kennern schon längst als Schlusskapitel des Romans betrachtet worden, fertiggestellt am Todestag des Autors, dem 15. April 1942 in Genf. Jede neue Ausgabe des Buches muss davon ausgehen, dass Musils MoE aus den 123 Kapiteln des 1. Bandes von 1930, aus den 38 Kapiteln von Band II/1 des Jahres 1932/33, aus den ersten acht „Druckfahnenkapiteln“ sowie den sechs „Schweizer Kapiteln“ besteht, die in Musils Exiljahren 1938-42 fertiggestellt wurden, also insgesamt aus 175 Kapiteln. Dies bedeutet keine Abwertung des riesigen Nachlasses zum Roman (Klagenfurter Ausgabe 2009), der ein universelles philosophisch-dichterisches Notat darstellt, sondern möchte zeigen, dass Musils Epos – trotz der vielen Unkenrufen – zu einem Abschluss gebracht wurde, denn der Autor hat vieles, was in Entwürfen und Vorstufen entstanden ist, in die Reinschrift der „Druckfahnenkapitel“ und der „Schweizer Kapitel“ einfließen lassen; exemplarisch lässt sich dies im Hinblick auf die „Reise ins Paradies“ zeigen, deren Substanz weitgehend in die Schweizer Kapitel übergegangen ist. Musils Entwurf des „Vulkanischen Menschen“, der sich nicht endgültig festlegen und bestimmen lässt, sondern eine mystische Offenheit bewahrt, wird gerade in dieser Schlussversion des Romans zum tragenden Thema, die Gartengespräche von Ulrich und Agathe befassen sich immer intensiver mit jenen „Gefühlserkenntnissen“ und „Denkerschütterungen“, die in der „Sprache der Liebe“ zum Ausdruck kommen. Während außerhalb des Gartens der Hass spricht, reden Ulrich und Agathe von der Liebe.
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Marke |
KITAB |
EAN |
9783902878083 |
ISBN |
978-3-902878-08-3 |