Produktbeschreibung
RatSchläge gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung in Köln In Köln gibt es Armut, Obdachlosigkeit und Wohnungsnot. Dieses Buch erzählt aber auch von Alternativen: von Selbsthilfe und Hausbesetzung, von alten Siedlergemeinschaften und Neuer Arbeit. Vom 23. Juli bis zum 11. September 2020 stand auf dem Alter Markt in Köln, direkt vor dem Eingang des Rathauses, eine Mahnwache: ein Tisch, Stühle unter einem offenen Pavillon, dazu ein paar Plakate und ein Transparent 'Mahnwache gegen Wohnungsnot'. Von 10 Uhr früh bis nachmittags um 5 wurde informiert über fehlende Sozialwohnungen und den schleppenden öffentlichen Wohnungsbau, über Obdachlosigkeit in der Domstadt, die neben Berlin zu den deutschen Großstädten mit den meisten Wohnungslosen zählt. Und auch in Corona-Zeiten ist der Alter Markt ein frequentierter Platz, nicht nur für die Politiker und Beschäftigten im Rathaus, von denen quer durch die Parteien auch die Demonstranten besucht wurden. Dazu hin und wieder auch neugierige Hochzeitspaare, denn die müssen sie alle hier einfinden vor dem Gang ins Standesamt. Information war das eine, das andere war die Vorstellung von Alternativen, die es auch und gerade in Köln gibt. Klaus Jünschke war einer der Teilnehmer der Mahnwache. 7 Wochen lang hat er Tagesberichte verfasst, mit Informationen zum Wohnen ebenso wie Besucher und Beobachtungen vor dem Rathaus. Seine Berichte werden jetzt zeitnah in dem Buch 'RatSchläge' dokumentiert. Dazu gibt es Reportagen und Dokumente zu den Alternativen: Einmal die Marktstraße im Kölner Süden, in der seit März obdachlose rumänische und polnische Wanderarbeiter gemeinsam mit einigen jungen Deutschen ein städtisches Haus besetzt halten, weil sie in der Corona-Zeit ein Dach über dem Kopf haben wollen. Ihnen hat die Stadt eine neue Bleibe zugesichert, in der sie als 'Obdachlose mit Zukunft' OMZ) - so nennt sich die Gruppe - gemeinsam leben können. Das zweite Beispiel: eine Siedlung im rechtsrheinischen Kölner Norden, in Stammheim, die noch während des Krieges gebaut und bis heute, teilweise in der 5. Generation bewohnt wird, die Egonstraße. Sie werden nur widerwillig von der Stadt geduldet, die seit einiger Zeit Häuser unbewohnbar macht und abreißt, wenn einer der Altmieter stirbt oder auszieht. Von den ehemals 70 Häusern stehen noch knapp 50. Die Bewohner haben sich zum Verein 'Graf Egon e.V. Wohnen und Leben in der Egonstraße' zusammengeschlossen und kämpfen für eine dauerhafte Sicherung ihrer Siedlung und dafür, daß an den Leerstellen der Egonstraße wieder neu gebaut werden kann. Dann eine Reportage über die 'Working PunX', eine Gruppe von arbeitenden Punkern, die vor einem guten Jahrzehnt bei der Besetzung des Barmers Blocks in Deutz beteiligt waren, dann mit Hilfe des Jobcenter auf einem leer stehenden Gelände an der Amsterdamer Straße untergebracht wurden. Es ist der Versuch, die bis dahin obdach- und arbeitslosen Punker handwerklich auszubilden und ihnen gemeinsam Arbeit und ein Dach über dem Kopf anzubieten. Eine Foto- und Textreportage erzählt davon, daß dies bis heute gelungen ist. Das vierte ist die Geschichte der 'Ikarosstraße'. Hier haben im Mai 2019 einige ältere, wohnungslose Frauen, unterstützt vom SSM, seit Jahren leerstehende Häuser besetzt, die der Bundesrepublik gehören. Sie wurden von der Polizei geräumt, es kam zu Strafanzeigen, die jedoch zurückgezogen wurden. In dem Verfahren bestritten die Beschuldigten allerdings die Rechtmäßigkeit des Vorgehens von Stadt und Polizei. Die Stadt Köln selbst habe sich ordnungswidrig verhalten, weil sie hilfsbedürftige Menschen in Not belassen und sie der Gefahr für Leib und Leben ausgesetzt hat. Diese Geschichte schildert im Detail, wie sich Stadt und Behörden vor ihrer Verantwortung gegenüber Menschen auf der Straße drücken. Das fünfte Beispiel des Kampfes gegen Wohnungsnot stellt die 'Sozialistische Selbsthilfe Mülheim' (SSM) vor, die schon länger gegen diese Zustände aktiv ist und viele der genannten Projekte unterstützen. Am Faulbach in Mülheim, wo sie in ein Lager für Gebrauchtmöbel betreiben, haben sie 2018 eine neue Möbelhalle gebaut und dazu sechs kleine Appartements für Obdachlose, die hier nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch neue Arbeit finden. Dazu kam 2020 ein Cafe am Rhein, mit dem sie ihr Angebot erweitern und zugleich ihre Arbeitsplätze sichern. Ein ihrer Unterstützer ist der katholische Pastor Franz Meurer, der auch zusammen mit Hedwig Neven DuMont, Jürgen Becker und Rainer Molitor zu den Sponsoren dieser Publikation gehört. Den Abschluss bilden Texte und Fachaufsätze aus Medien und der lokalen Politik, von Sozialdemokraten, Grünen und Linken, die ihre Vorschläge dokumentieren, wie Stadt und Stadtgesellschaft sich dieses Problems annehmen könnten.