Produktbeschreibung
Monotheismus, Trinitätsdogma und Inkarnation sind im 12. Jahrhundert in der lateinischen Gelehrtenkultur ein brennendes Problem, an dem das christliche Selbstverständnis der mittelalterlichen Gesellschaft als „Christenheit“ und Ecclesia sich entscheidet und damit auch das römische Lehramt wachsenden Anteil nimmt. Der hier vorgelegte anspruchsvolle persönliche Beitrag Joachims von Fiore (um 1135–1202) zu diesem Thema aus den Jahren 1184 bis 1201 ist zwar im Jahr 1215 der Zensur des Vierten Laterankonzils unterlegen, gleichwohl nie „verbrannt“ und 1527 in Venedig erstmals in für die damalige Zeit beachtlich kritischer Weise gedruckt worden. Nachdem die intensive neuere Joachimforschung des 20. Jahrhunderts sich lange Zeit zwar um die Geschichtstheologie, kaum aber um Joachims erstaunlichen Beitrag zum Trinitätsverständnis gekümmert hat, wird hier unter erstmaliger Auswertung der zahllosen Lesartvarianten eines in Padua erhaltenen Musterexemplars aus dem eigenen Skriptorium Joachims der Forschung eine Grundlage für ein verbessertes genetisch-kritisches Verständnis der gesamten innovativen Denkleistung des Abtes von S. Giovanni in Fiore zur Verfügung gestellt. Sie ist zur Erleichterung des ersten Zugangs mit einer umfangreichen Textparaphrase des gesamten Traktates in deutscher Sprache versehen.