Produktbeschreibung
Geschichte findet oft in Hotels statt. Ein bedeutsames Beispiel: das Mandarin Oriental Savoy, Zurich am Paradeplatz. Hier wurde 1838 das Hôtel Baur, das erste Grandhotel der Stadt, eröffnet. Damals war die Schweiz noch keine Eidgenossenschaft und Europa im politischen und industriellen Umbruch. Der Paradeplatz lag als Saumarkt vor den alten Stadtmauern. Erst später nutzte das Militär die grosse Fläche für Paraden – daher sein heutiger Name. Damals führten Gaslaternen und Kutschen zum Bahnhof. Heute stehen dort Banken und Luxusgeschäfte. Am 20. Dezember 2023 wurde das Hotel nach grossem Umbau wiedereröffnet, nun betrieben von der Hotelgruppe Mandarin Oriental – und gleich von Gault Millau zum Hotel des Jahres 2025 erkoren sowie von Michelin mit einem Stern ausgezeichnet. Die „Du“ widmet diesem Stück Geschichte eine Ausgabe, zumal es gleich zwei Geschichten sind: Eine spielt in der Schweiz und eine in Asien. Das Mandarin in Hongkong und das Oriental in Bangkok gehörten nicht immer zusammen. Hongkong wandelte sich in den 1950er-Jahren von einer britisch-kolonialen Hafenstadt zu einem bedeutenden Finanz- und Handelszentrum. 1963 entstand dort das Mandarin, das interessanterweise vom Set-Designer Don Ashton (Die Brücke am Kwai, 1957) gestaltet wurde. Doch das legendärste Hotel Asiens stand schon hundert Jahre vorher in Bangkok: das Oriental am Chao Phraya, der «Mutter aller Wasser». Es war über ein Jahrzehnt lang das beste Hotel der Welt. Hochadel und Hollywood trafen sich hier, auch der britische Dramatiker Somerset Maugham kehrte dort ein. Im Oriental starb er fast an Malaria und schrieb dort im Fiebertraum ein Märchen, das Teil seines Asien-Reiseberichts „The Gentleman in the Parlour“ ist. Das Märchen ist Teil dieser „Du“-Ausgabe. Erst in den 1970er-Jahren vereinten sich dann Mandarin und Oriental zu einer Hotelgruppe, die in den nächsten Jahrzehnten zu einer global bekannten Marke wachsen sollte. Nun fand in Zürich wieder eine Vermählung zweier Häuser statt. Mandarin Oriental betreibt seit einem Jahr das ehemalige Hotel Savoy Baur en Ville, und es stellte sich schon vor dem Umbau die Frage: Wie bewahrt man Geschichte und richtet sich trotzdem an der Moderne aus? Es ist gelungen, das Alte zu bewahren und in der Gegenwart anzukommen, indem darauf geachtet wurde, charakteristische Elemente des Savoys zu erhalten: Noch immer führt die grosse Wendeltreppe vom Erdgeschoss zu den Banketträumen, der Ballsaal hat noch immer seine Marmorsäulen und ist denkmalgeschützt, das Zunftzimmer holzgetäfelt und natürlich auch noch da. Das asiatische Erbe von Mandarin Oriental schwebt trotzdem dezent durch das Haus. In der Lobby hängt ein von Interior-Designer Tristan Auer eigens für das Hotel entworfener Fächer; und es herrscht der einzigartige und zurückhaltende asiatische Service, der schon das Mandarin in Hongkong und das Oriental in Bangkok so berühmt gemacht hat. Diese Ausgabe der „Du“ wirft auch einen Blick hinter die Kulissen, auf den Umbau und die Orchestrierung des Betriebs. Doch damit nicht genug Geschichte: Nur Monate vor der Eröffnung ging der damalige Besitzer unter – die altehrwürdige Credit Suisse. Sie wurde von der UBS übernommen, die heute das Mandarin Oriental Savoy auf eigene Rechnung führt.