Produktbeschreibung
Die wissensgeschichtliche Arbeit fragt nach den biopolitischen Kontexten der aufgeklärten Pädagogik. Entgegen des tradierten Bildes einer Erziehung zur Vernunft zeichnet die Untersuchung das Bild einer Erziehung zur Brauchbarkeit, die das Kind als ›Humankapital‹ betrachtet. Durch die Art des erzieherischen Zugriffs, wie ihn die aufgeklärten Wissenschaften und zeitgleich literarische Texte propagieren, entsteht das Kind als ein doppelt unmündiges Subjekt. Es ist erstens unmündig, insofern sich ihm Erziehung als Zwang, als System von Ver- und Geboten einschreibt. Und es ist zweitens unmündig, weil als Kehrseite dieses Erziehungszwangs ein Unbewusstes entsteht, das sich jeder Kontrolle (der Kontrolle durch den Erzieher sowie der Kontrolle durch den Erzogenen) entzieht. Dabei geht es keineswegs um die Unterscheidung von schlechter, weil autoritärer Erziehung auf der einen Seite und guter, weil aufgeklärter Erziehung auf der anderen Seite. Vielmehr wird anhand eines breiten Textkorpus aus Literatur, Pädagogik, Psychologie, Medizin, Theologie, Polizeiwissenschaft u.a. Kindheit als kulturelles System lesbar gemacht, in dem sich gegenläufige Absichten und Effekte im Rahmen der biopolitischen Wertschöpfung des Kindes auf paradoxe Weise kreuzen.