Produktbeschreibung
„Argumente des Heiligen“ beschäftigt sich anhand des japanischen Buddhismus mit der Frage, wie der Begriff „Hagiographie“ interreligiös angewendet und für die diskursive Beschäftigung mit dem Denken einer Religion zugänglich gemacht werden kann. Hierzu wird der Versuch unternommen, mittels narratologisch-rhetorischer Werkzeuge jene Ebenen einer Hagiographie freizulegen, die mit Bezug auf eine bestimmte Doktrin das Bild eines Menschen zeichnen, der „Heiliger“ genannt werden kann. Inhalt der Korpusanalyse sind Lebensbeschreibungen des Mönchs Shinran aus einem Zeitraum von über 700 Jahren. Nach einer Makroanalyse der bisher verfassten Viten werden neun Shinran-Biographien der Autoren Kakunyo, Kenchū, Shunjo und Ekan, Sudō Mitsuteru, Ishimaru Gohei, Kurata Hyakuzō, Mushanokōji Saneatsu, Tanaka Hideyo und Itsuki Hiroyuki genauer untersucht. Das Hauptinteresse der Arbeit liegt neben der Vertiefung der Ergebnisse der bisherigen Hagiographieforschung darin, denjenigen Diskurs freizulegen, der innerhalb einer Hagiographie angelegt ist. Durch die entwickelte Methodik wird es ermöglicht, solche Bereiche der Lebensbeschreibung zu beleuchten, in denen der Hagiograph für ein ganz bestimmtes Verständnis des heiligen Menschen argumentiert. Rüsch geht es hierbei insbesondere darum, die Verwobenheit der Erzählung und der Doktrin einer Religion deutlich und produktiv zu machen, die bisher in der Arbeit mit Hagiographien weitestgehend übersehen oder nicht konsequent genug verfolgt wurde – und dies, obwohl hier ein zentraler Beschäftigungsbereich mit Hagiographien liegen sollte. Das in „Argumente des Heiligen“ entwickelte Modell erhebt den Anspruch, über bestimmte Religionen wie den Buddhismus hinaus anwendbar zu sein. Mit ihm sollen tiefere Einsichten in verschiedene (inter- und intrareligiöse) Auslegungen vom Heiligen und – unter anderem – in der Konsequenz neue Formen des interreligiösen Dialogs aufgezeigt werden.