Produktbeschreibung
Zum Stück, das auf einer wahren Begebenheit beruht: 1937/38. Die Welle des Faschismus und seines Erfolges gipfelt. In Hamburgs Zuchthaus sitzen vier verurteilte Antifaschisten. Ihre Hinrichtung hat sich verzögert, weil der viel beschäftigte Henker krank geworden ist. Und da ist ein Schlachtermeister, SS-Mann, alter Etappensoldat des vorigen Krieges, der Gefreite Albert Teetjen. Es geht ihm schlecht, ihn drücken Schulden, die Warenhäuser auf der einen Seite, der sinkende Verdienst der Masse auf der anderen haben sein Geschäft ruiniert. Seine Frau Stine rät ihm, an seinen alten Unteroffizier Footh zu schreiben, der nach der Arisierung der jüdischen „Thetis“-Schiffe ein erfolgreicher Reeder und Senator in der Hamburgischen Bürgerschaft geworden ist . Der verschafft ihm den Job, das Urteil an den Vieren für 2000 Mark zu vollstrecken, und Teetjen tut es. Als seine Frau Stine, ein deutsches "Gretchen" im Hanseatischen Milieu, von seiner Tat erfährt, ist sie entsetzt. Doch kann sie sich, weil sie ihren Mann liebt, nicht einfach von ihm distanzieren; vielmehr identifiziert sie sich mit seiner Schuld und leidet stellvertretend für ihn - bis zum bitteren Ende. Autor Schneider tut den Metzgermeister Albert Teetjen aber nicht einfach als moralisches Monster ab, vielmehr sucht er ihn als einen "durchschnittlichen Deutschen" zu begreifen, nicht böser noch besser. In seinen dumpfen Assoziationsketten und inneren Monologen werden die psychischen Zwänge und Bewusstseinsparadoxe eines deutschen Kleinbürgers der Kriegs- und Nachkriegsgeneration exemplarisch vorgeführt, der sich in immer neue Sackgassen verrennt und der scheinsozialistischen Drapierung der NSDAP aufsitzt. Zur Psychologie dieses naiven Täters gehören, analog zu Fausts Geisterbeschwörung, auch die magischen Praktiken, durch die er sein latentes Unrechtsbewusstsein zu kompensieren sucht. Hier ist es die Wünschelrute, mittels derer er mit dem Kern der Erde in Fühlung treten will.
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Marke |
Epubli |
EAN |
9783819058752 |
ISBN |
978-3-8190-5875-2 |