Produktbeschreibung
Von Prominenz hält man im Ruhrgebiet vergleichsweise nicht allzu viel. Namen sind hier – und das passt zum originären Bild des Reviers – deutlicher als anderswo Schall und Rauch. So kann es leicht zu Überraschungen kommen, wenn man prominente Personen mit dem Ruhrgebiet verkoppelt, von denen man niemals vermutete, dass deren Wurzeln oder biographische Bezüge an der Ruhr zu suchen sind. Die Unkenntnis dieser Vorgänge beruht im Allgemeinen darauf, dass sich die Prominenten ihren Namen in der Regel außerhalb des Sektors gemacht haben. Das gilt zwar in Ansätzen noch für heute, war jedoch bis in die 1960/70er Jahre charakteristisch. Denn das Revier war einerseits über die Jahrzehnte proletarisches Einwandererland, andererseits aber auch akademisches und künstlerisches Auswandererland.Diesem Umstand und den dahinterstehenden Namen nachzugehen, verspricht daher eine spannende Angelegenheit. Welche literarischen Spuren haben die Prominenten hinterlassen, was haben sie in ihren Zeugnissen über und Erinnerungen an das Ruhrgebiet festgehalten? So unterschiedlich die einzelnen Autoren nach Provenienz und Profession sind, so vielfältig sind ihre Aussagen über die Region an Rhein und Ruhr: Aus den einzelnen Mosaiksteinen ergibt sich in der Summe ein faszinierendes Porträt der Zeit zwischen 1880 und 1950. Zu Wort kommen einerseits diejenigen Persönlichkeiten, die im Ruhrgebiet aufgewachsen sind und für die das Revier Heimat bedeutete. „Jugend im Kohlenpott“ lautet der geeignete Titel dieser Abteilung, und zu ihr bekennen sich nicht nur Walter Dirks, sondern auch Claire Waldoff, Heinz Rühmann oder Rudolf Schock. Zum anderen hat es in der Geschichte immer wieder Personen an die Ruhr verschlagen, die aus Neugier oder aus Arbeitsgründen für einen bestimmten Zeitraum dort vor Anker gingen. Maurice Ravel, Conrad Felixmüller und Kurt Weill blieben nur ganz kurz, Wilhelm Schäfer, Gertrud Bäumer oder August Winnig etwas länger, und von Erich Honnecker durfte man gar nicht wissen, dass er „Illegal im Ruhrgebiet“ war. Bis auf den Hagener Dichter Ernst Meister aber hat von der hier versammelten Prominenz niemand sein gesamtes Leben im Ruhrgebiet verbracht.