Produktbeschreibung
Die Ausgabe widmet sich dem Status des Gesichts in aktuellen gesellschaftlichen Debatten und Praktiken sowie in Dichtung und bildender Kunst, auch in historischer Perspektive. Ausgangspunkt sind derzeitige Methoden computergestützter biometrischer Authentifizierung und Kodifizierung von Gesichtern. Diese Praktiken, so die Frage des Dossiers, verweisen möglicherweise auf das Phantasma der Lesbarkeit und Beherrschung des Gesichts in der Tradition der Physiognomik. Die Folgen dieser Ausdruckslehre des 18. Jahrhunderts untersucht Martial Guédron und geht in seinem Beitrag insbesondere auf die französische Rezeption von Johann Caspar Lavater ein. Roland Meyer dokumentiert die technische Dimension der Gesichtserkennung seit den 60er Jahren und diskutiert sie im Rahmen kulturwissenschaftlicher Fragestellungen. Claus Gunti beschreibt unter dem Paradigma der Identität im Internetzeitalter die Nutzung der digitalen Fotografie durch Künstler seit den 1990er Jahren. Jin Yang erforscht die Unmöglichkeit des authentischen Porträts unter anderem in Texten von Roland Barthes, Marguerite Duras und W.G. Sebald. Das Projet croisé dieser Ausgabe widmet sich dem Kunsthistoriker Willibald Sauerländer: Thomas Kirchner, Philippe Plagnieux, Anne-Orange Poilpré und Marc C. Schurr diskutieren das Werk des 2018 verstorbenen Wissenschaftlers. Die Rezensionen geben einen Überblick über Neuerscheinungen im deutsch-französischen Raum, die sich mit Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Ästhetik befassen.