Produktbeschreibung
Religionsfrieden sind - als Spezifikum der Frühen Neuzeit - innerchristliche Regelungen, mit denen ein neuer Rechtsstatus zwischen zwei oder mehr Religionsparteien festgelegt wird. Diese in verschiedenen Rechtsformen konkretisierten Regelungen, die ihren Höhepunkt im 16. Jahrhundert erlebten, waren in der Regel auf die Wiederherstellung der Einheit des Glaubens hin orientiert. Sie enthielten spezifische Bestimmungen zu Glaubens- und Kultusfreiheit für die Religionsparteien, zur Zulassung zu bestimmten Rechten für ihre Angehörigen und regelten den Besitz der Kirchengüter. Sie zielten auf ein möglichst dauerhaftes friedliches Zusammenleben. Als Verfahren zur politisch-juristischen Einhegung religiöser Differenzen trugen sie in bedeutender Weise zur Entwicklung des Toleranzgedankens und zur Entfaltung der europäischen Friedensrechtspraxis bei. Die Quellenedition ermöglicht vergleichende Forschungen zu vormoderner, religionsbezogener Friedensstiftung in Europa. Geboten werden die Religionsfriedenstexte in ihrer zuerst veröffentlichten und rezipierten Form (editio princeps). Auf dieser Grundlage lassen sich die politischen, juristischen und theologischen Verhandlungsprämissen und Argumentationsmuster der beteiligten Konfliktparteien und die für eine friedliche Koexistenz entwickelten Lösungswege analysieren. Die mit ausführlichen Einleitungen und Kommentaren versehene Edition umfasst die Zeitspanne vom Kuttenberger Frieden 1485 bis zum Augsburger Religionsfrieden 1555.