Produktbeschreibung
Ein in den trüben Wassern der Politik Gescheiterter; eine widerstrebende Giraffe, der in aufwändiger Prozedur ein Medikament einge- flößt wird; ein in Sizilien gestrandeter Müßiggänger aus dem hohen Norden, der Züge des historischen Lichtbildners von Gloeden trägt: Sie alle sind die ungleichen Helden von drei Prosatexten, die Ronald Pohls Faible für jegliche Art der Metamorphose miteinander vereint. Im Kopf des zurückgesetzten Parteigenossen der „frei Denkenden“ mutiert eine Miniaturgesellschaft ins Monströse (Der Gemeinde-Untere). In der Draufsicht der sedierten Giraffe offenbart sich das Leben einer Stadt als spukhaftes Getriebe (Der Vaghals): Das Wimmelbild der Allgemeinheit verliert sich in der Androhung totalitärer Gewalt. In Donna Malerbas Hochzeit schließlich vermengen sich kreatürliche und pflanzliche Erscheinungen zu einer kulissenhaften Idylle, hinter der die Widersprüche einer mit sich selbst überworfenen Gesellschaft nur allzu deutlich hervortreten. Begehrlichkeiten wachsen ins Uferlose, Figuren und Gegenstände verschwimmen ins Vegetabile, oder sie zerfließen wie Salvador Dalís „weiche Uhren“. Über die Wirrungen einer letztlich unmöglichen Brautwerbung wacht unverrückbar der „Signor Mongibello“ genannte Vulkan Ätna als ebenso elementare wie letztlich unnahbare Zentralgestalt. Pohls Erzählungen beschreiben Prozesse der Auflösung und des Wandels. Sie leben von Drehungen der Erzählrichtung und revoltieren gegen das Diktat plumper Folgerichtigkeit. Ihre Form der Dekonstruktion lebt von der fein humorigen Anverwandlung rhetorisch überschießender Epochenstile: Diese datieren aus jenen Tagen, als „gestellte“ Bilder noch lange belichtet und auf kostbaren Platten hergestellt wurden. Eine Prosa, die auf sublime Weise den glatten Historismus landläufiger Schönschreiberei subvertiert.