Produktbeschreibung
Gesundheitspolitik ist in der Bundesrepublik seit Beginn der 1990er Jahre zum politischen Dauerbrenner geworden. Die Rede ist von einer Krise der gesetzlichen Krankenversicherung und der objektiv gegebenen Notwendigkeit einer Reform. Dem hält der Autor in diesem Buch die These entgegen, dass Gesundheitspolitik heute als das Ergebnis der kommunikativen Umstellung von der wohlfahrtsstaatlichen auf die reflexive Risikosemantik zu verstehen ist. Der Umgang mit Krankheit und Gesundheit ist damit keine Antwort auf »objektiv« gegebene Rahmenbedingungen, sondern Resultat gesellschaftlichen und damit sozial konstruierten Wissens. Gegenwärtige Gesundheitspolitik reagiert auf die Folgen des eigenen vergangenen Handelns. Sie begegnet nicht mehr primär Krankheitszuständen, sondern sucht eine Antwort auf die Fragen zu finden, was als medizinischer Fortschritt zu gelten habe, wie dieser zu finanzieren sei und wer darüber entscheiden solle. Der Autor rekonstruiert die historischen Diskurse zur gesetzlichen Krankenversicherung vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis heute und untersucht diskursanalytisch Bundestagsdebatten zur Reform der gesetzlichen Krankenversicherung zwischen 1998 und 2003.