Produktbeschreibung
Ein kenntnisreicher Essay über die Verbindlichkeit unseres Sprechens über die Moderne in der Kunst. Moderne Kunst sei selbst- oder sprachreflexiv, experimentell, suche das Neue, zerstöre Konventionen, sei radikal subjektivistisch, medial bewusst, konzeptionell, subversiv, zerstöre das Schöne – die Liste der Kriterien dafür, was eigentlich das Moderne an der ästhetischen Moderne sein soll, ist lang – und identisch mit dem Katalog der gescheiterten Definitionsversuche. Die verwirrende Situation führte dazu, dass 'die Moderne' unermüdlich für marginal erklärt oder ganz verabschiedet wurde, obwohl längst niemand mehr weiß, was sie eigentlich ist. Wovon man sich allerdings nicht verabschieden kann, ist, Maßstäbe zu haben und zu verteidigen. Wer erschüttert in einer Aufführung von Lulu saß, magisch fasziniert vor einer Wärmeplastik Beuys’ stand, in einem Roman von Doderer versank, der kann hinterher niemals sagen: Es hätte genauso gut etwas ganz anderes sein können, jeder andere kann genauso gut anders empfinden, im Museum könnten genauso gut andere Bilder hängen, unsere Kinder könnten genauso gut etwas anderes lesen. Nein, zur emphatischen Kunsterfahrung gehört es, zu glauben und zu fühlen, dass man gerade nicht genauso gut irgendein anderes Werk hätte erfahren können. Je nachhaltiger die Kunsterfahrung ist, desto mehr impliziert sie Verbindlichkeit – für mich und eben auch für andere. Nur: Wir haben keine Kriterien mehr dafür, um die nachhaltigen Gefühle und Erfahrungen im Umgang mit Kunst zu rechtfertigen. Der Essay erzählt die Vorgeschichte dieser unserer Lage und gibt eine Antwort darauf, was es heute noch heißen kann, diese Gefühle der Verbindlichkeit zu rechtfertigen oder umgekehrt in Frage zu stellen.