Simone Schönett - Im Moos

Simone Schönett - Im Moos

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Es ist fünf Uhr nachmittags, Winter, finsterkalt. Igor macht Glühwein und hört die Zauberflöte. Das Telefon läutet. Es ist Tita, seine Frau. Nein, noch sei keiner hier, ja, er werde die Kerzen alle anzünden. »Der Vogelfänger bin ich ja, stets lustig heißa hopsasa…«; singt er in den Hörer. Tita lacht....

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Produktbeschreibung

Es ist fünf Uhr nachmittags, Winter, finsterkalt. Igor macht Glühwein und hört die Zauberflöte. Das Telefon läutet. Es ist Tita, seine Frau. Nein, noch sei keiner hier, ja, er werde die Kerzen alle anzünden. »Der Vogelfänger bin ich ja, stets lustig heißa hopsasa…«; singt er in den Hörer. Tita lacht. »Und alle Mädchen wären mein«, sagt sie und legt auf. Igor genehmigt sich noch einen Schluck. Dann macht er sich an Titas Werk. Unglaublich viele Lichter in allen Farben und Anordnungen hat sie vorbereitet für den heutigen Abend. In mühevoller Arbeit. Gestern, mit all ihrer Liebe. »Dies Bildnis ist bezaubernd schön, wie noch kein Auge je gesehn«, singt er inbrünstig beim Anzünden der Kerzen. Dann trinkt er wieder. Er betrachtet das Lichtermeer, als es läutet. »Jetzt geht es los«, denkt Igor und nimmt schnell noch einen Schluck. »Oh zittre nicht, mein lieber Sohn, du bist unschuldig, weise, fromm…«; schmettert er beim Öffnen der Tür seiner Mutter Otti entgegen und ihrem genervten Gesicht samt den Geschenken. Nein, keinen Glühwein, ob das Weißbrot schon aufgeschnitten sei, nein, der Tisch könne so unmöglich stehenbleiben. Und die Musik sei auch viel zu laut. Und in Titas Küche finde sie sich nicht zurecht. Sie schießt leise fluchend zwischen der Küche und dem Christbaum hin und her und stört ihren Sohn und die Königin der Nacht mit ihren Anordnungen. Die Kerzen seien doch wirklich zu viel. »Ein paar, mein Gott, ja, aber doch nicht so übertreiben. Nicht immer so übertreiben, und, Igor, ein bisschen schneller.« Igor zieht die Augenbrauen hoch. »Hm! Hm! Hm! Hm! Hm! Hm!« summt der Papageno, und dann Tamino: »Der Arme kann von Strafe sagen, denn seine Sprache ist dahin.« Igor singt: »Ich kann nichts tun, als dich beklagen«, aber da ist Otti schon wieder fort. Die kalten Platten holen, die sie nebenan in ihrem Haus vorbereitet hat. Sie ist erst einen Augenblick lang weg, als Claudia, Ottis Schwester, nach kurzem Klopfen eintritt. Die beiden begrüssen einander mit einem Kuss. Dann dreht Igor die Musik leiser, und Claudia legt ihre Pakete unter den Baum. Igor schenkt ihr gerade Glühwein ein, als Dieter, Claudias Mann, den Kopf bei der Tür hereinsteckt. Claudia solle zu Otti kommen und ihr mit dem Essen helfen. Sie verdreht die Augen, grinst Igor zu, beide kennen Ottis hektische Ungeduld vor Familienessen. Igor erzählt ihr von den Bergen, sie will ihm zuhören, aber Dieter drängt Claudia zum Gehen. Claudia raucht demonstrativ langsam noch eine Zigarette, bevor sie mit einem: »Du denkst halt nur ans Essen«, zu ihrer Schwester geht…
Marke Bibliothek der Provinz
EAN 9783852524238
ISBN 978-3-85252-423-8

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