Produktbeschreibung
Der Stadt-Land-Gegensatz gehört zu den zentralen Problemfeldern der Modernisierung in der Schwellenzeit um 1900. In dieser Raumkonfiguration kondensieren zahlreiche Konflikte. In ihr spiegelt sich die Ambivalenz der Modernisierung in den Widerständen, Vorbehalten und Euphorien, die mit der Formierung und Dominanz der Großstadt ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts verbunden werden. Denn das Anwachsen Berlins von 932.000 Einwohnern im Jahr der Reichsgründung auf viereinhalb Millionen Mitte der 1920er-Jahre erfordert eine vollständige Revision der Ordnung von Stadt und Land. Dieser Gegensatz ist sowohl in der Hochphase der Urbanisierung zwischen 1871 und 1910 als auch in der Weimarer Republik ein wichtiges, gesellschaftsübergreifendes Orientierungsmuster. Lediglich die Großstadt als neues Phänomen, als Ort von Fortschritt, Menschenmassen oder Kapitalismus in den Vordergrund zu rücken, wie dies bisher in der Forschung meist geschah, greift zu kurz. Stattdessen muss die Relation zwischen Stadt und Land in den Blick genommen werden. Denn beide erhalten elementare Bestandteile ihres Profils erst in der Gegenüberstellung. Die Stadt erhält ihren Sinn - explizit wie implizit - erst im Rückbezug auf das Land und umgekehrt. Demzufolge ist diese Raumkonfiguration in ihrer gegenseitigen, konstitutiven Funktion zu untersuchen.