Produktbeschreibung
Wer heute etwas gelten will, meint der Philosoph Hans Magnus Enzensberger, muss vor allen Dingen intelligent sein. So ist es kein Wunder, dass immer mehr Menschen ihre Intelligenz mit allen Mitteln verbessern wollen. „Neuro-Enhancement“ heißt das neudeutsche Schlagwort, unter dem vehement über eine künstliche Leistungssteigerung des Gehirns diskutiert wird. In seinem neuen Buch erläutert der Arzt und Neurowissenschaftler Thomas Grüter zunächst, was Intelligenz eigentlich ist und wie man sie misst. Er weist schlüssig nach, dass es weder eine einheitliche Definition noch eine sichere Messmethode gibt. Vergleiche des Intelligenzquotienten über Generationen hinweg haben kaum Aussagekraft, Vergleiche zwischen Völkern und Rassen sind grob irreführend. Dann beschreibt er die Entwicklung der menschlichen Intelligenz von ihren Anfängen und weist nach, dass die Vorstellung von der Überlegenheit des Menschen über die Tiere aufgrund seiner einmaligen Intelligenz ein Mythos ist. Erst die Entwicklung von bestimmten gesellschaftlichen Strukturen am Ende der Altsteinzeit verschaffte den Menschen entscheidende Vorteile. Nicht so sehr seine individuelle Intelligenz, sondern seine Fähigkeit zur komplexen Arbeitsteilung hat dem Menschen die Herrschaft über die Erde ermöglicht. Das heiß diskutierte individuelle „Neuro-Enhancement“ wird aus diesem Grund keinen großen Effekt haben – zumal keine der gegenwärtig diskutierten Methoden überhaupt zum Erfolg führen kann. Eine „Intelligenzpille“ ohne Nebenwirkungen gibt es nicht. Auch eine direkte Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer wird die Intelligenz nicht erhöhen. Die eindrucksvollen Erfolge der direkten Reizung des Hörnervs bei Taubheit zeigen zwar, dass man Wahrnehmungen über Computer erzeugen und ans Gehirn weitergeben kann, aber eine allgemeine kognitive Leistungssteigerung auf diesem Wege ist nicht möglich. Auch genetische Manipulationen zur Steigerung der Gehirnleistung bergen mehr Gefahren als Chancen. Zum Schluss geht der Autor noch der Frage nach, ob der von manchen Forschern vorgeschlagene Mind-Upload, die Übertragung des menschlichen Geistes in einen Supercomputer, möglich ist und welche Folgen er haben könnte. Das Buch übt auf wissenschaftlich fundierter Basis deutliche Kritik an der zum Teil unreflektiert geführten Diskussion über das „Neuro-Enhancement“ und weist nach, warum die vorgeschlagenen Methoden nicht zum Ziel führen können. Der Autor schreibt lebendig und erläutert die schwierige Materie immer wieder mit kurzen Erzählungen.