Produktbeschreibung
Johannes Grützke (1937 - 2017) hat sich mit seiner Entscheidung für figurative Malerei selbst eine Außenseiterrolle zugeteilt. Als Hauptvertreter der Berliner Künstlergruppe „Schule der Neuen Prächtigkeit“ (1973 gegründet) verweigerte er sich allen Versuchen, ihm das Etikett des Realismus anzuhängen. Trotz offensichtlicher Anleihen aus der Kunstgeschichte entwickelte sich Grützke in den 1960er-Jahren zu einem feinfühligen Chronisten seiner Zeit. Seine besten Bilder sind zugleich ein Stück Kulturgeschichte der jungen Bundesrepublik. Sie fangen die Saturiertheit und Selbstgefälligkeit ihrer zu Wohlstand gelangten Gesellschaft ein. Der Berliner Sammler Georg Böckmann war mit dem Künstler befreundet und besitzt eine beeindruckende Sammlung von Gemälden aus allen Werkphasen Grützkes. Das Neue Museum Nürnberg stellte in seinen sechs Fassadenräumen 2021 eine Auswahl von Werken der 1960er- und 1970er-Jahre aus. Schwerpunkte bildeten die frühen physiognomischen Bilder, die bundesrepublikanische Genremalerei, die Selbstporträts, die Gemälde zu Musik und Oper sowie der weibliche Akt. Dabei stellt sich der Blick aus dem Bild als Leitmotiv von Grützkes Malerei heraus. Die Grützke-Kennerin Birgit Jooss spürt in ihrem Essay diesen Blickkontakten nach und führt in Denken und Werk des Malers ein.