Produktbeschreibung
Das Souterrain hat als lichtarme Behausung unter dem Straßenniveau keinen guten Ruf. Diese abschreckende Wirkung verhindert in vielen Städten eine Entspannung des Wohnungsmarktes durch die Erweiterung von Mietshäusern in die Tiefe. Doch was in Brooklyn oder Kensington selbstverständlich zum Stadtbild gehört, ist auch in deutschen Städten möglich. Mit dem Entwurf von bogevischs büro für das Wohnquartier „Drei Höfe“ in der Renatastraße in München wird gezeigt, dass unter dem Erdgeschoss Raum ist, den es zu erobern gilt. Die Miniaturreihenhäuser im Hof sind eine Maisonettenkonstruktion, die auf -1 zusätzliche Zimmer gewinnt. Bodentiefe Fenster vor einer Treppenlandschaft mit Pflanzen bringen ausreichend Licht in die Tiefe. Der dichte Genossenschaftskomplex zeigt aber auch in allen anderen Aspekten, wie sich eine Großwohnanlage heute gliedern und organisieren lässt, so dass nirgends der Eindruck serieller Monotonie entsteht. Das emotionale Manko moderner Wohnraumbeschaffung zu verträglichen Preisen, dass die äußere Gestaltung meist aussieht wie die Pfanne und nicht das Gericht, ist in diesem Komplex mit 174 Wohnungen für einen breiten sozialen Mix durch die Wertschätzung für historische Hauselemente und ihre Vielfalt überwunden worden. Die Fassaden mit ihren Hofdurchgangs- und Erker-Motiven erzeugen Schauseiten von großer Abwechslung. Von den Laubengängen mit ihren silbrigen Aluminiumlamellen und dem Treppenhaus in rot und gold, bis zu den Boule-Bahnen und Sitzgelegenheiten im Hof und den Gemeinschaftsflächen auf dem Dach ist es der spürbare Geist des Entwurfs, in der divers bewohnten Anlage Gemeinschaftsgefühl zu fördern. Und mit der Expedition ins Erdreich besitzen die „Drei Höfe“ visionäres Potential für eine neue Form von Wohnraumplanung.